Ein Milchviehbetrieb in der Wüste von Jordanien
Die Tiere werden draußen gehalten und mit Shed’s vor der Sonne geschützt. Es werden alle Futtermittel weltweit zugekauft. Seit letztem Jahr wird auch Mais vom Feld aus Jordanien zugekauft und selber einsiliert. Der Unterschied zu europäischen Ländern ist: Hier wird die Milch verkauft, das heißt die Preise werden nicht von den Molkereien vorgegeben, sondern gemeinsam verhandelt.
Nachdem fast 2 Jahre vergangen waren, seit unserem letzten Besuch in Jordanien auf der Farm unserer Geschäftsfreunde, waren wir gespannt, was sich in dieser Zeit dort weiterentwickelt hatte.
Die Milchleistungsergebnisse waren uns bekannt. Die bekommen wir wöchentlich mitgeteilt. Aber wie werden wohl die Kühe aussehen?
Ab Dezember 2023 wurden alle Tiere auch mit unseren Additiven (Dynamaxxprodukte – Mineral, Spurenelemente, Vitamine und Mikronährstoffe) versorgt. Erstaunt waren wir bei unserem 1. Rundgang, was sich alles zum Positiven verändert hatte.
Kälber
Die Kälberaufzucht findet heute in Iglus statt. Danach in kleinen Gruppen mit Gruppeniglus und danach in größeren Freigruppen. Alles ist sehr übersichtlich und kontrollierbar. Hier wird mit Vollmilch getränkt, was den Kälbern anzusehen war. Diese waren in der Entwicklung deutlich weiter und sehr fit, als zuvor. Es wurde ein Tränkesystem mit Tränkeflaschen (3 Liter Fassungsvermögen, siehe Bild) erarbeitet, was leicht umzusetzen ist. Die Kälber werden 3 x täglich getränkt. Zusätzlich wird eine Kälber-TMR adlibitum nach unseren Vorgaben und Wasser zur freien Aufnahme verabreicht.
Kälber schwitzen, wenn sie in einem guten Wachstumsprozess sind. Deshalb ist es erforderlich, dass die oberen Haare auf dem Rücken gekürzt werden, damit der Wasserdampf besser entweichen kann und die Kälber sich nicht erkälten. Dieses Vorgehen haben wir direkt an den Kälbern demonstriert, leider mit stumpfen Schermessern.
Milchkühe
Die Milchkühe (ca. 1000 an der Zahl) werden in gleichmäßigen Gruppen (ca. 75 Tiere/Gruppe) gehalten. Sie werden 3 x täglich gemolken. Es wird nur eine Ration nach unseren Vorgaben gefüttert. Dadurch verlieren die Kühe kaum Milch. Die Persistenz ist von Anfang bis Ende sehr, sehr gleichmäßig. Was noch sehr auffällig war: Es gab keine fetten und keine abgemagerten Kühe. Der BCS der Kühe ist sehr einheitlich. Klauenprobleme, wie wir es in Deutschland mit Mortellaro kennen, gibt es nicht. Eher mal eine Verletzung, weil der Triebweg holprig ist. Aber hieran wird gearbeitet. Futtervorlage ist 3 x täglich, so dass die Kühe nach dem Melken fressen können.
Melken
Der Melkstand ist ein 4 x 14 Fischgrätenmelkstand. Wir beobachteten die Melk- und Treibevorgänge, die mit viel Lärm und „Treibegeschrei“ stattfanden. Der Stresspegel für die Tiere war sehr hoch. Uns war klar, dass auch die Milchhergabe darunter leiden würde. Also demonstrierten wir zu zweit, wie es denn ausschaut, wenn die Kühe sehr ruhig nur gelenkt werden. Sie kannten ja die Melkabläufe und zogen in den jeweils freien Melkstand. Dass nicht jede Kuh in jeden Melkstand geht, ist auch bekannt. Mit Gewalt wird sie dort nicht hinein wollen.
Nachdem dieses Treiben, bzw. lenken in den Melkstand von den Mitarbeitern vor Ort angenommen wurde, spiegelte es sich auch in der Milchleistung wieder. Wir waren alle erstaunt, dass die Färsen 1 Liter und die Kühen 0,8 Liter Milch am Tag mehr hergaben. Auch wenn das Melken heute 30 Minuten länger dauern sollte, hat sich dieser ruhige Umgang mit den Milchkühen gerechnet.
Färsen und Trockensteher
Bei den Färsen (kalben mit 23 – 24 Monaten ab) und den Trockenstehern wird die gleiche Trockensteherration nach mmb gefüttert. Die Vorbereitung für die nächste, bzw. für die Erstlaktation ist von besonderer Bedeutung. Der Aufbau des Pansensystems (Zotten, Bakterien, Volumen) ermöglicht den Tieren nach dem Kalben einen sanfteren Start in die Laktation und weniger Körpermasseverluste.
In der Regel kalben die Kühe und Färsen alleine.
FAZIT
Aktuell ist unser Geschäftspartner der Betrieb in Jordanien mit der besten Leistung. Unsere Aufgabe ist jetzt an den „kleinen Schrauben zu justieren“, am Ball zu bleiben, und unseren Geschäftsfreunden zu helfen das Optimum zu erreichen.